Das MÄRCHEN vom PERSISCHEN PRINZ

Eine Anregung zur Visualisierung

Dieses Märchen handelt von einem Prinzen in Persien, aber genau so gut kann es in jedem anderen Land spielen; ja, es muss sich gar nicht um einen wirklichen Prinzen handeln. Also es war einmal ein persischer Prinz, der hatte alles was er sich nur wünschen konnte. Er war reich, hatte einen wunderschönen Palast mit ihm treuen und ergebenen Dienern, die ihm alle seine Wünsche erfüllten, kaum dass er sie ausgesprochen hatte. Er lebte in einem großen Palast mit herrlichem Garten, mit paradiesischen Blumen und das in einem Land, in dem Frieden herrschte. Doch all diese wunderschönen Dinge konnten ihn nicht so sehr erfreuen, dass er vergessen konnte, dass er einen großen Buckel hatte. Und darüber war er sehr unglücklich und er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er wie alle anderen Menschen eine aufrechte Gestalt ohne Buckel haben könnte. Um sich immer so zu sehen, wie er gern aussehen wollte, ließ er sich, von einem Steinmetz eine Statue von sich selbst schaffen, die ihn naturgetreu als schönen – jedoch aufrecht stehenden Jüngling ohne Buckel – darstellte. Diese Skulptur – sein so sehnlich gewünschtes Ebenbild – stand in der Mitte seines Gartens. Er konnte von allen Zimmern seines Palastes seinen Blick darauf richten und er ging mehrmals am Tag zu seinem Ebenbild und ließ sich in den wunderschönen Anblick versinken. Im Palast aber ließ er alle Spiegel entfernen. Dies tat er Tag für Tag, wochen- und monatelang, so war das einzige und alleinige Abbild von ihm die wunderschöne, aufrechte Statue ohne Buckel in der Mitte des Gartens. Dort verbrachte er Tag für Tag viele Momente mit dem Anblick auf seine Skulptur, die ihm jedes Mal neu erfreute und entzückte. Wochen und Monate zogen durch das Land, ohne dass der Prinz aufgehört hätte tagaus tagein seine Statue zu betrachten und darin sein Ebenbild zu sehen. Und eines Tages – es waren viele Monate vergangen – stand die Sonne am höchsten Punkt am Himmel und ihr Strahl fiel zwischen den Dächern so auf den Prinzen, dass sein Spiegelbild im Teich seines Palastgartens auftauchte … und was sieht er da ? Sein eigener Körper war genau so aufrecht wie der seiner Statue, sein Buckel war verschwunden, seine Gestalt war ebenmäßig und gerade. Sein sehnlichster Wunsch war in Erfüllung gegangen. Er war nun genau so, wie er es sich immer erträumt hatte. Fortan war er wohl der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt.

Der Kreter im landwirtschaftlichen Alltag

Es war im Mai, als ich alleine in Kreta war und meine Mithilfe meinen kretischen Freunden rund um Haus, Garten und Olivenbäume angeboten habe. Dazu habe ich ja schon letztes Mal von der Begebenheit berichtet, wie meine Hilfe – schon mein bloßes Dabei-Sein geschätzt ist. Ich war wieder bei Kostas, der ca. 12 km entfernt wohnt. Ich glaube ich habe es letztes Mal nicht erwähnt, dass ich da mit dem „Bus“ zu ihm fahre. Ich hatte ja zu diesem Zeitpunkt kein Auto und es machte keinen Sinn, wenn er mich abholte und zurückbringt, weil das Benzin ist teuer (1.85 Euro der Liter Normalbenzin). Nun ich kam aus Paleochora, kaufte frisches Brot und ein Stück Käse ein und nahm es mit zu Kostas. Ich – und auch er nicht – weiß vorher, wo und was an Arbeit ansteht. Das entsteht spontan, so ist für heute geplant zu den Weingärten zu fahren, das alte Gras zu schneiden, unerwünschte Beipflanzen (sprich Unkräuter) zu entfernen und die jungen Reben am Spalier anzubinden. Nun seine Weingärten sind doch ein paar Kilometer von seinem Haus entfernt, wir brauchen einiges an Werkzeug, so auch die Motorsense, und daher fahren wir mit dem „Auto“. Das „Auto“ ist ein Uralt-Kleinbus“, gar nicht mehr angemeldet, was aber in diesem Fall nichts Strafbares ist, weil wir ja nur auf Feld- / Forstwegen damit fahren. Ihr dürft euch jetzt nicht österreichische Weinbauverhältnisse vorstellen, das Gelände ist teilweise steil und mit Macchia-Bewuchs, steinig und die Wege schmal, Das Gras und die Pflanzen (z.b: Königskerzen und Schafgarben) stehen nach der Regenzeit im Winter gut ein Meter hoch im Weingarten.

Ich komme so gegen 8.45 bei ihm zu Hause an und ich lerne seine Mutter kennen die nur griechisch spricht. Mit meinem wenigen Sprachschatz gelingt es mir ein bisschen von mir zu erzählen, Kostas ergänzt und beantwortet ihre Fragen für mich, weil ich sie kaum verstehe und sie kein Verständnis hat, wie es jemanden geht der eine Fremdsprache nur schlecht kann. Nun wir sitzen noch gemütlich bei Zigarette und Kaffee (nur Kostas) und überlegen was wir heute tun wollen. Ihr wisst es ja schon: Arbeit im Weingarten. Also wird zuerst das benötigte Werkzeug  ebenso zusammen-gerichtet, wie das frische Brot, Käse und Wasser zur Verpflegung. Wie erwähnt werden wir mit dem Uralt-Bus fahren. Klapprig, verrostet, ohne Batterie steht er – gut versperrt – bergab bei der Straße vom Haus. Also zuerst schließt Kostas eine ganz kleine Hilfsbatterie an, die zum Zünden aber zum Starten nicht reicht; so wird das Auto bergab los gelassen, Gang hinein und es springt an, gewendet und es geht bergauf die holprige, steinige Straße. Wir sind ca. 10 Minuten unterwegs bis wir die Reben erreichen und Kostas bleibt mit dem Auto zum Ausladen der Werkzeuge stehen … und … stellt den Motor ab, was sich als fataler Fehler heraus stellt. Er hat vergessen einen Platz zu wählen, von wo es bergab geht … so ließen wir das Auto im Weg stehen in der Hoffnung, dass ein Auto vorbeikommt und uns auf eine „Startrampe“ zieht.

Frohen Gemütes – es ist ein sonniger nicht zu heißer Tag – machen wir uns in wunderschöner Landschaft langsam an die Arbeit. Arbeitsteilung war angesagt: Die Mutter schneidet die Reben und bindet sie an, ich entfernte das große Unkraut und Kostas will mit der Motorsense das hohe Gras schneiden. Wollte – denn die Motorsense stottert in einem fort, weil irgendetwas in der Benzinzufuhr verlegt ist.  Ohne Werkzeug, das hier am Berg nicht mit ist, ist Reparieren natürlich nicht möglich. Irgendwann gibt sie ganz den Geist für heute auf. So machen wir nur das im Weingarten, was händisch zu tun möglich ist, setzen uns dann ins Gras und genießen gemeinsam Brot, Käse und Wasser. Nun nachdem kein Auto vorbei gekommen war, schieben  wir den „Uralt-Bus“ so lange mühevoll hin und her bis er nicht mehr im Wege steht und gehen zu Fuß zurück zum Haus. Mutter auf der Straße, Kostas und ich quer durchs Gelände, wo wir Artischocken finden, abschneiden und von den stacheligen Blättern befreien. Dann bleiben wir bei einer Quelle unter dem Olivenbaum sitzen, philosophieren und genießen die Natur pur. Als vom Ort ein Hupen an unsere Ohren dringt, erinnert sich Kostas, dass heute der fahrende Marktverkäufer Küken mit hat und er welche kaufen will. So läuft er zurück, während ich noch sitzen bleibe und später zum Haus nachkomme. Dort bauen wir dann gemeinsam ein Gehege für die 20 Küken, dass sie der Fuchs nicht holen kann. In der Zwischenzeit hat die Mutter die Artischocken mit Kartoffel zubereitet, serviert dazu Salat aus dem Garten und eigenen Wein dazu.  Kostas hat seine Freude über die Küken, längst vergessen ist das Missgeschick mit dem Auto und der Motorsense, beides wird er am Wochenende mit dem Uraltauto seiner Frau, die in Chania ist und dort arbeitet, holen. Nach dem Essen wird kurz geruht (Kaffee und Zigarette), dann bringt mich Kostas mit dem Motorrad nach Paleochora zurück, wo wir am Hafen noch sitzen und in das Meer schauen, ein gar nicht so untypischer griechischer Arbeitstag geht zufrieden zu Ende.

Der Kreter als Geschäftsmann

Der Ort der Handlung ist eine Papierhandlung in Paleochora. Die Öffnungszeiten sind 9.30 bis 14.30 und 18.00 bis 22.00, täglich außer Sonntag. Meistens sitzt der Mann, manchmal seine Frau, manchmal der Sohn im Geschäft, es gibt dort die üblichen Sachen wie Blöcke, Schreibwaren, Bücher, Spielzeug und einen s/w Kopierer. Nachdem es auch viel Zeit gibt, wo keine Kunden im Geschäft sind, wird viel geplaudert und man kann Bücher oder was auch immer hinbringen und zum Kopieren dort lassen, am nächsten Tag holt man es ab, wunschgemäß. Für eine Kopie zahlt man 10 Cent, für die Arbeit des Kopierens nichts. Der Besitzer hat – wie die meisten hier – auch Olivenbäume und geht jetzt in diesen Tagen Oliven ernten und  verbringt viele Stunden mit schwerer Arbeit.  Jedenfalls sitzt er am Abend dann, meist schon körperlich müde im Geschäft und wartet, ob nicht doch der eine oder andere – vor allem jetzt wo keine Touristen mehr da sind – in das Geschäft kommt, zumindest um zu plaudern oder vielleicht doch etwas zu kaufen.

So kamen wir eines Abends hin und brachten ihm 2 Kochbücher mit der Bitte, ein paar Seiten davon heraus zu kopieren. Weil er sich wohl mehr über den Besuch und die daraus folgende Abwechslung und das Plaudern mit Monika in Griechisch freute, als über das zu erwartende Geschäft, fing er gleich an zu kopieren. Zuerst kopierte er etwa 10 Seiten von dem einen Buch – sehr sorgfältig auf Vorder- und Rückseite kopiert und auf A4 vergrößert – und dann begann er mit dem zweiten Buch. Nach ein paar Seiten streikte der Kopierer, eine Sicherung ist gegangen und er hatte keinen Ersatz. Er empfahl uns ins Foto-Geschäft zu gehen –  der hat sogar ein Farb-Kopiergerät –  weil er die neue Sicherung in Chania besorgen muss, Das wird ein paar Tage dauern bis er dort hin kommt. Wir bedankten uns und wollten zahlen, worauf er sich weigerte Geld anzunehmen. Auf die Frage „warum?“ (griechisch „jati“) erklärte er in völliger Überzeugung, dass er den Auftrag nicht erfüllen konnte und daher kein Geld nimmt. Alle Versuche ihm für die kopierten Seiten zu zahlen waren vergeblich, seine Haltung erlaubte es ihm nicht, von uns Geld zu nehmen.

Eine Botschaft von Ken Wilber

Ken Wilber präsentiert in seinem aktuellen Buch, was die Integration von Körper, Geist und Seele bedeutet und welche revolutionären Gedanken und ihre Anwendung im täglichen Leben sie haben können. Er überwindet die begrifflichen und verstandes-mäßigen Begrenzungen der Sprache so genial, dass wir seine Worte mit ihren bildlichen Ausdruck zum Kunstwerk Leben hier wieder geben.

Hinweis -> Quelle: Ken Wilber – Ganzheitlich handeln – Arthor Verlag – 2001

Und alles ist gelöst:

„Schließlich werden wir, davon bin ich überzeugt, die der Existenz selbst innewohnende Freude finden, eine Freude, die in der großen Vollkommenheit dieses und jedes anderen Augenblickes wurzelt. Ein jeder von uns ist ein wundervolles Ganzes an sich und ein Teil eines nächsthöheren Ganzen, eine gleitende Aufeinanderfolge von Ganzen und Teilen, die kaskadenförmig vor und zurück in die Unendlichkeit stürzt, ein Ganzes dem es nie an irgend etwas mangelt und das niemals einer Sache bedarf, weil es im Gleißen des Jetzt schon immer erfüllt ist. Nachdem die integrale Vision ihren Zweck erfüllt hat, wird sie schließlich vom Leuchten des GEISTES überstrahlt, das viel zu offensichtlich ist, als dass wir ihn sehen könnten, und der uns viel zu nahe ist, als dass wir ihn erreichen könnten. Und die integrale Suche kommt schließlich an ihr Ziel, indem sie das Suchen selbst aufgibt und sich in einer radikalen Freiheit und ekstatischen Fülle auflöst, die immer schon vorhanden waren. So lässt man dann jede Theorie von Allem fallen, um einfach Alles und Jedes zu sein, eins mit dem All mit seinem grenzenlosen Gewahrsein, das den Kosmos liebevoll in seinem Handteller trägt. Und dann offenbart sich das wahre Mysterium. Das Antlitz des GEISTES lächelt heimlich, die Sonne geht in deinem eigenen Herzen auf und die Erde wird dein ganz persönlicher Körper, Galaxien rasen durch deine Adern, während die Sterne die Neuronen deiner Nacht zum Leuchten bringen. Und niemals wirst du nach einer bloßen Theorie dessen suchen, was tatsächlich dein eigenes ursprüngliches Antlitz ist.“