Holistic Philosophy - Crete Creates

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Das LABYRINTH von Kreta

Geschichtliches und Allgemeines zum Labyrinth

Das Labyrinth gehört zu den kulturellen Urschätzen der Menschen. Es ist ein einfaches Symbol für die komplexen Gegensätze der Lebensordnungen. Im Gegensatz zur Spiralform kommt die labyrinthische Struktur in der Natur nicht vor. Das Labyrinth ist eine Schöpfung der Menschen.

Hermann Kern sieht den Ursprung des Labyrinthes im Tanz. Damit sich die Lebenskräfte auf der Erde erhalten können, müssen sie in Bewegung bleiben und sich ständig erneuern. Dazu bedarf es wechselseitiger Entsprechungen, gegensätzlicher Impulse. Beispiele hierfür sind ein- und ausatmen, geboren werden und sterben, vergehen und neu werden, jung und alt, lachen und weinen, sichtbar und unsichtbar, Arbeit und Ruhe, Tag und Nacht, Frau und Mann, Leben und Tod. Diese Tatsachen sind die verschiedenen Seiten derselben Wirklichkeit. Die moderne Naturwissenschaft stellt sie heute in komplexen Modellen und Formen dar; sie wurden früher als Ur – Erfahrung in Ritualen tänzerisch umgesetzt.

Am Anfang des Labyrinths steht die Pendelbewegung des Hin und Zurück, die Spannung zwischen Gehen, Stehen und Werden. Die fortwährende Bewegung ergibt den Weg hinein und wieder hinaus und versinnbildlicht die grundlegenden Lebensgesetze. Die Menschen haben sie vor vielen tausend Jahren körperlich erfahren und Schritt für Schritt in ihren Ritualen wiedergegeben. Diese Erfahrung initiierte die Labyrinthform.

Abbildung: Die Urform des Labyrinths auch kretisches Labyrinth genannt.

Die Geschichte des Labyrinths als Symbol ist Teil der Menschheitsgeschichte und spiegelt ihre Umbrüche wider. Im Verlaufe von fünf Jahrtausenden wurde das Labyrinth in den unterschiedlichen Kulturen immer wieder anders gedeutet und gebraucht. Es erscheint auf Felszeichnungen der Alten und Neuen Welt, auf Silbermünzen aus Kreta, auf etruskischen Krügen und römischen Mosaikböden, als Kirchenlabyrinth in Frankreich und Italien, als Rasenlabyrinth in England und als Steinlabyrinth in Skandinavien und Russland. Verschiedene Gebrauchsformen des Labyrinths finden sich ebenso in den Kulturen Indiens, Afghanistans und Indonesiens.

Die ältesten Funde von Labyrinthen stellen in Felsen gehauene Rillen dar. Im 2. Jahrtausend vor Christus bezeugen unzählige Felsritzungen und Felszeichnungen die Bedeutung des Labyrinthes.
Lange Zeit wurde das kretische Labyrinth mit seinen sieben Umgängen als Urform des Labyrinths bezeichnet. Man ging davon aus, dass auf Kreta etwas 3’000 Jahre vor unserer Zeitrechnung ein Labyrinth stand. Die ältesten Darstellungen des kretischen Labyrinths finden sich auf Münzen, welche zwischen 300 und 70 Jahren vor unserer Zeitrechnung geprägt wurden, die Münzen waren im ganzen Mittelmeerraum in Umlauf.

Abbildungen: Labyrinth auf kretische Münzen

Bekannt geworden ist das kretische Labyrinth vor allem im Zusammenhang mit dem Heldenmythos des Theseus und dessen Kampf mit dem stierähnlichen Minotaurus im Labyrinthgefängnis. Die Königstochter Ariadne gibt Theseus den rettenden Faden und ermöglicht damit ihrem Geliebten nach dem Kampf mit dem Ungeheuer den Weg zum Ausgang des Labyrinths herauszufinden.

 

Das kretische Labyrinth – Begegnung mit einem Mythos

Wurde auf Kreta die Idee des Labyrinths geboren? Hat das Labyrinth nicht ursprünglich etwas ist „Höhle“ zu tun? Gibt es die „Urlabyrinthhöhle“ vielleicht noch auf Kreta?

In den Sagen von Daidalos und Ikarus, vom Minotaurus, von Theseus und Ariadne spielt überall das „Labyrinth“ eine zentrale Rolle, und zwar auf Kreta. Daidalos war der Architekt des Labyrinths, das die Behausung für den „Minotaurus“ bilden sollte. Der Minotaurus wird uns eine Mischung aus Mensch und Stier beschrieben, dem jährlich 7 Jünglinge und 7 Mädchen im Alter von 20 Jahren zugeführt wurden, „um seinen Blutdurst zu stillen“. Erst Theseus beendete diese Menschenopfer, indem er den Minotaurus im Kampf besiegte und tötete. Den Weg zurück aus dem Labyrinth fand er dann dank des „Fadens der Ariadne“.

Aber nicht nur der Mythos verbindet Kreta mit dem Labyrinth. Über 500 Jahre hinweg war in vorchristlicher Zeit auf den Münzen Kretas ein Labyrinth das Hauptmotiv auf ihren Prägungen. Und dann taucht auf Holzschnitten und Kupferkarten der Insel Kreta ab dem 15. bis zum 19. Jahrhundert regelmäßig ein Labyrinth auf. Außerdem ist Reisebeschreibungen aus dieser Zeit zu entnehmen, dass die Besichtigung des kretischen Labyrinths eine der Hauptattraktionen jeder Kretareise war. Im Jhare 1700 schrieb der Franzose Tournefort:

„Dieser so berühmte Ort ist ein unterirdischer Gang in 100 Krümmungen, die ohne geringste Ordnung angelegt sind und durch den ganzen inneren Teil eines Hügels am Fuß des Berges Ida auf der Mittagsseite, 3 Meilen von den Ruinen von Gortyna, verläuft.“

Allein, wo ist dieser Ort? Sieht man sich heute das touristische Programm der meisten Veranstalter für Kretareisen an, wird man vergeblich nach dem Besuch des weltberühmten kretischen Labyrinths suchen. Heute heißt es meist, dass es sich beim Palast von Knossos wohl um die gesuchte Baulichkeit handelt, aus Begründung werden die schier zahllosen Räumlichkeiten genannt, in denen man sich doch durchaus verlaufen könnte. Es lassen sich damit zwar Verbindungen zum alten Mythos herstellen, weniger aber zu den Labyrinthdarstellungen auf den alten Karten und den Reisebeschreibungen. Eine Spur führt zu den unterirdischen Steinbrüchen in der Messaraebene, wo es wirklich mehrere gibt, die alle eine ähnliche Struktur aufweisen. Zu einem Steinbruch gibt es einen Zugang, der heute von der Straße aus gekennzeichnet ist, ein nicht zu übersehendes Schild weist den Kretabesucher hinauf zu einem Hügel, wo sich knapp unter der Hangkante links von der Straße eine höhlenartige Öffnung zeigt. Ein kleiner Pfad führt bis zur aufrecht begehbaren Öffnung.

Ein mannshoher breiter Gang führt bergwärts ins Dunkle. Ob das wirklich das berühmte Labyrinth ist … oder ist das Labyrinth nur ein Symbol für unser Leben?